In den Höhlen des Siebengebirges verschwand Mörder Dieter Freese Turmhohe Hallen und kilometerlange Gänge ziehen sich durch die Berge
VON R. RINGKLOFF
... sind kaum bekannt Für den Autofahrer und den Fußgänger, der die Straße von Königswinter nach Ittenbach benutzt, sind die Eingänge zu dem Höhlenlabyrinth, die in mehreren Stockwerken übereinander gestaffelt liegen, kaum zu erkennen. In den Pfeiler-Hallen 250 Jahre hindurch haben die Backofenbaucr den Tuffstein aus der Tiefe des Siebengebirges geholt. Immer weiter drangen sie in den Berg ein und versuchten, an den porösen, feuerfesten Naturstein heranzukommen und ihn zu brechen. In transportable Blöcke geschnitten, wurde die Steinerde in die Werkstätten des benachbarten Königswinter gebracht. Damit die riesigen unterirdischen Hallen, die in mehreren Stockwerken übereinander entstanden sind, nicht einstürzen konnten, ließen sie gewaltige Pfeiler aus Naturstein stehen. Für den, der zum erstenmal die unterirdischen Gänge betritt, ein imponierender Anblick. Übrigens wurde der Tuffstein bis zuletzt ausschließlich mit der Hand gebrochen und bearbeitet. Mit dem Meißel wurden Schlitze in den porösen Fels geschlagen und auf diese Weise große Blöcke abgetrennt. Sie wurden mit Winden und Rollen ins Freie geschafft und dort zu maßgerechten Steinen zerschnitten. Geheimer Rüstüngsbetrieb Wieder einmal standen die Ofenkaulen im Mittelpunkt, als in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges bombensichere Unterkünfte Für kriegswichtige Industrien gesucht wurden. Bei Nacht und Nebel brachte man die Einrichtung einer aus Polen evakuierten Fabrik Für Flugzeugteile in den Berg und installierte einen Rüstungsbetrieb, der Saugpumpen Für Jagdflugzeuge herstellen sollte. Zur Produktion kam es nicht mehr. Als alle Anlagen eingerichtet waren und die Fertigung anlaufen konnte, stand der Amerikaner vor dem Eingang.
Sie sind verdeckt von Gestrüpp und Geröllhalden. Der Ortsunkundige würde nie vermuten, daß sich hinter diesen Halden die Eingänge zu kilometerlangen Höhlen befinden,' die sich ostwärts von Königswinter durch die Berge ziehen.
Nur einigen wenigen ist das Höhlensystem in seiner gesamten Ausdehnung bekannt, zumal zahlreiche Nebengänge im Laufe der Jahrzehnte eingefallen sind und die meisten Eingänge zugemauert oder verschüttet wurden. .
Am bedeutungsvollen sind die Höhlen Für ein ehemals in Königswinter blühendes
Es gibt heute noch Bäcker, die behaupten, daß Backöfen aus Tuffstein weniger Brennstoff brauchen, besser durchbacken und deshalb wirtschaftlicher seien, als es die. heutigen Erzeugnisse dieser Art sind.
Draußen war es kalt, als wir trotz "Warnung vor Selbstschüssen" die Unterwelt betraten. Aus den riesigen Hallen und kilometerlangen Gängen, die
Die Vorzüge der Temperatur-Verhältnisse erkannte ein Backofenbauer aus Königswinter, als dieser Handwerkszweig schon lange nicht mehr die einstige wirtschaftliche Bedeutung besaß. Noch im Alter von 70 Jahren machte sich dies der Backofenbauer -sein Name: Theodor Rings- zunutze und begann in der feuchten Treibhausluft, in der natürlichen Dunkelheit und in dem durch Pferdemist angereicherten Nährboden, Champignons zu züchten.
So entstanden in den Kaulen ausgedehnte Pilzkulturen, die ohne Rücksicht auf die Jahreszeit geerntet wurden und draußen gefragt waren.
Für die vielen ausländischen Arbeiter, die in den Stollen untergebracht waren und den Betrieb aufgebaut hatten, bedeutete dies die Freiheit.
Fortsetzung folgt
Für diese Seiten verantwortlich: Klaus Blömeke. Letzte Aktualisierung: 28.1.2003